Vermeiden Sie bei Ihren Geldanlagen den Fehler, den der Daimler-Chef (nicht nur) bei der Kommunikation mit seinen Mitarbeitern begangen hat. Übertragen auf Ihr Sparen und Anlegen: Denken Sie an unwahrscheinliche Extremereignisse.
Es gab zwei Zeiten, da konnte man Verständnis für die Aussage haben: „Es gibt keine schwarzen Schwäne .“ Im Mittelalter waren in Europa nur weiße Schwäne bekannt, also war die Aussage, es gäbe keine schwarzen Schwäne durchaus verständlich. 1697 wurden dann aber in Australien Schwarze Schwäne entdeckt. Das war die erste Zeit.
Mit einem etwas weiter gefassten Verständnisbegriff, hätte man die Aussage zum Nichtvorhandensein der schwarzen Schwäne auch noch bis zum Jahr 2007 entschuldigen können. Jeder, der sich für größere wirtschaftliche Zusammenhänge interessiert, wird in dem Jahr von der Veröffentlichung des Buches „The Black Swan“ des ehemaligen Börsenhändlers und jetztigen Bestsellerautor Nassim Nicholas Taleb gehört haben. Und jeder der offen ist für „neue“ Erkenntnisse, die helfen, die Wirtschaftswelt besser zu verstehen, wird das Buch gelesen haben. (1)
Sollte der Daimler-Chef nicht dazu gehören? In einer Videoansprache an alle Daimlermitarbeiter sagte er:
„Covid-19 ist wie ein schwarzer Schwan: Wir konnten uns nicht direkt darauf vorbereiten“(2)
Wir alle haben nun genug zu Covid-19 gelesen, um zu wissen, dass schon lange vor dessen Auftreten von großen Pandemien gewarnt wurde. Damit ist Covid-19 eindeutig kein schwarzer Schwan. Wenn man die Aussage des Daimler-Chef Ola Källenius also als „faule Ausrede“ bezeichnet, wie es der Chefredakteur von RiskNET tut, ist dies eher noch ein zurückhaltende Formulierung.
Damit Ihnen nun bei Ihren Geldanlagen kein Fehler unterläuft, hier nun zwei Erklärungen zur Metapher „Schwarzen Schwan“. Kurz und prägnant von Prof. Dr. Oliver Bendel:
„Ein schwarzer Schwan ist ein Ereignis, das völlig unwahrscheinlich ist, gänzlich überraschend eintritt und (fast) alle erstaunt.“ (3)
So ganz befriedigend ist diese Definition nicht, denn „völlig unwahrscheinlich“, das klingt für mich etwas nach dem Kenntnisstand aus dem Mittelalter. Daher noch eine treffendere Definition:
„Als Schwarzen Schwan (Black Swan) bezeichnet man ein unerwartetes Ereignis von enormer Tragweite, das die Finanzmärkte abrupt aus der Bahn werfen kann.“ (4)
Und welchen Fehler sollten Sie bei der Planung und Zusammenstellung Ihrer Geldanlagen unbedingt vermeiden.
Sie dürfen keinesfalls so etwas wie Extremszenarien übersehen. Covid-19, aber auch Nine-Eleven oder die Lehman-Pleite waren zum Beispiel solche Extremszenarien.
Weshalb überhaupt ziehen wir Menschen solche Ereignisse höchst selten in unsere Überlegungen ein. Auch hierauf erhalten Sie eine gute Antwort in dem erwähnten Beitrag aus RiskNet:
„Es ist bekannt, dass Menschen systematisch die schmerzhaften Folgen von Extremereignissen unterschätzen. Die Gründe hierfür sind einfach und schlicht: Wir denken in schlüssigen Geschichten, verknüpfen Fakten zu einem stimmigen Bild, nehmen die Vergangenheit als Modell für die Zukunft. So schaffen wir uns eine Welt, in der wir uns zurechtfinden. Aber die Wirklichkeit ist anders: chaotisch, überraschend, unberechenbar.“ (2)
Wie vermeidet es man nun, solche Extremszenarien zu übersehen?
Die wichtigste Voraussetzung ist, niemals von vergangenen Entwicklungen auf zukünftige Entwicklungen zu schließen. Auch dies wird in dem bereits mehrfach erwähnten Artikel betont:
„Das Phänomen der Schwarzen Schwäne ist eng verbunden mit dem grundlegenden (philosophischen) Problem der Induktion, also dem Schließen von (endlichen) Vergangenheitsdaten auf die Zukunft. Es besteht immer das Problem, dass möglicherweise sehr relevante extreme (aber seltene) Ereignisse im betrachteten Vergangenheitszeitraum nie eingetreten sind.“ (2)
Gerade bei Geldanlagen neigt man dazu, diesem Phänomen der Schwarzen Schwäne zu unterliegen . Man hört auf Empfehlungen, wie zum Beispiel „auf Dauer werden Sie immer mit Aktien verdienen“ oder man schaut sich die vergangenene Entwicklungen einzelner Fonds an, um dann den besten auszuwählen.
Ganz konkret
Bisher gingen unsere Empfehlungen aber nur dahin, aufzuzeigen, was der/die Sparer/In oder Anleger/In nicht tun sollte. Er/sie möchte aber eine positive Handlungsanweisung haben. Diese besteht einfach darin, so umfangreich wie möglich zu diversifizieren. Die daraus resultierende Auswahl unterschiedlicher Anlageformen, braucht dabei nicht notwendigerweise darauf abstellen, in welchem Szenario eine Anlageform besonders gut oder schlecht abschneidet. Sie muss letzendlich einfach berücksichtigen, dass irgendwelche Umstände zu einem negativen Ergebnis oder Verlust führen können. Von daher wird eine sinnvolle Diversifikation dadurch bestimmt, dass Anlagen gewählt werden, deren Erfolg/Misserfolg von möglichst unterschiedlichen Kriterien abhängt. Blicken Sie aber bei der Betrachtung dieser Kriterien nicht nur auf naheliegende wirtschaftliche Einflüsse, sonder auch auf mögliche Änderungen rechtlicher Bedingungen.
Zu kompliziert? Dann lassen Sie uns dies Thema gemeinschaftlich besprechen. Wir haben jedenfalls Taleb gelesen – und nicht nur ihn. Hier können Sie Kontakt mit uns aufnehmen. Unverbindlich, aber informativ, schon im ersten Gespräch. Und dieses Gespräch ist immer kostenfrei: Kontakt FORAIM.
Links/Quellen:
(1) Weiterführende Erläuterungen zum Schwarzen Schwan zum Beispiel recht gut in Wikipedia
(2) RiskNet, Risikoblindheit und Risikoinkompetenz – „Schwarzer Schwan“ als faule Ausrede, 24.4.20
(4) Wallstreet-online, Was ist… ein Schwarzer Schwan?