Die üblichen Regeln zur Diversifikation bei Geldanlagen übersehen etwas Wesentliches

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Wohl die meisten Sparer und Anleger suchen nach Möglichkeiten, ihr Geld so anzulegen, dass eine vernünftige Rendite erreicht wird, aber zugleich das Risiko begrenzt wird. Wenn sie sich näher mit dem Thema beschäftigen, stoßen sie Schnell auf den Begriff Diversifikation. Salopp untermauert wird der Hinweis auf die durchaus sinnvolle Diversifikation (das Verteilen der gesamten Geldanlage auf unterschiedliche Formen) häufig mit einer Aussage, die dem Nobelpreisträger Markowitz zugeordnet wird: „Man solle nicht alle Eier in einen Korb legen“. Wem diese Aussage nicht ausreicht – und pauschale saloppe Aussagen sollten bei Entscheidungen über Geldanlagen nie ausreichen – wird wahrscheinlich im Internet recherchieren. Und er wird Aussagen finden, die häufig nicht wirklich zu Ende gedacht sind.

Wir haben einfach einmal die Rolle von dem-/derjenigen übernommen, die sich schnell näher informieren möchte und nach Diversifikation googelt. Diversifikation ist nicht nur ein Begriff aus der Finanzwissenschaft, sondern auch aus der Betriebswirtschaftslehre, sodass sich die Suchergebnisse auf beide Bereiche annäherend gleich verteilen. So richtig lange mag wohl kaum jemand recherchieren, deshalb gehen wir hier auch nur Zitate und Erklärungen der ersten beiden Seiten der Suchergebnisse ein. Im Grunde sind die Ergebnisse korrekt, aber sie sind zugleich lückenhaft, was sie dann wieder unkorrekt  macht und wesentliche Risiken nicht beachtet.

Ganz vorne bei der Suche findet sich die Definition eines Anbieters von Nachranganleihen im Immobiliensektor :

„ Abgeleitet aus dem magischen Dreieck der Vermögensanlage gilt für Kapitalanlagen ein grundsätzlicher Zusammenhang zwischen Rendite und Risiko. Je höher die Rendite einer Anlage, desto größer ist ihr Risiko. Je kleiner die Risiken des Finanzinstrumentes, desto weniger Rendite ist zu erwarten. Unter Risiko versteht man im Finanzbereich die Unsicherheit und Ungewissheit über das Erreichen des Anlageergebnisses.“ (1)

Alles richtig, aber es fehlt etwas. Eigentlich hätte der Schreiber dieser Erklärung mit ein wenig Reflektion selbst schnell merken können. Ein Drei(!)eck hat mehr als zwei Eigenschaften. Genannt werden in der Erklärung lediglich de Eigenschaften Rendite und Risiko. Hmm…

Besser ist da schon eine Erläuterung auf finanzscout24, in der die Hintergründe zur Diversifikation erläutert werden:

Das logische Ziel jeder Geldanlage ist also eine Maximierung der möglichen Rendite bei einem möglichst geringen Risiko. Wünschenswert ist darüber hinaus eine flexible Ausrichtung, die zeitnahe Liquidität ermöglicht, falls notwendig. Erreichen kann man dies, indem man beispielsweise auf verschiedene Anlagewerte setzt, die nicht unbedingt direkt miteinander zu tun haben.“ (2)

Hier findet sich das dritte Kriterium des Magischen Dreiecks, die Liquidität. Liquidität bedeutet die Möglichkeit, schnell an die jeweilige Form der Geldanlage „heranzukommen“. Normalerweise beachten Anleger/Innen diesen Aspekt nur sehr eingeschränkt. Sehr wohl ist ihnen klar, dass zum Beispiel eine Immobilie eine recht geringe Liqudität aufweist. Es dauert einfach recht lange, bis ein Verkauf einer Immobilie abgewickelt ist. Ebenso ist klar, dass über Festgeld erst nach Ablauf der Anlagedauer verfügt werden kann. (Was übrigens nicht in jedem Fall richtig ist, es gibt inzwischen häufiger die Form der „Flexgeldanlage“. Dies ist eine Festgeldanlage, über die vorzeitig verfügt werden kann. Bei Bedarf können Sie uns hierzu kontaktieren). Aber Tagesgeldanlagen, Girokontoguthaben, Aktien und Investmentfonds werden allgemein als sehr liquide angesehen. Man kann diese Formen also immer sehr schnell zu Geld machen. Das glauben und unterstellen jedenfalls sehr viele private Sparer/Innen und auch die Profis scheinen diese Aussage über die Liquidität der tyspischen Geldanlageformen als gegeben hinzunehmen. Anders wären folgende weitere Aussagen zur Diversifikation, die sich nur auf den Begriff Risiko stützen, kaum zu erklären:

Im Börsenlexikon der FAZ heißt es:

„Unter Diversifikation versteht man die Verteilung von Risiken auf mehrere Risikoträger mit einer möglichst geringen Korrelation. In einem Portfolio wird im Zuge dessen das Vermögen auf unterschiedliche Investments verteilt.“ (3)

Und Focus schreibt:

„Diversifikation bedeutet, das Risiko einer Geldanlage zu verteilen, indem in mehrere Anlageformen investiert wird. Durch die so bewirkte Risikostreuung kann ein besseres Verhältnis von Rendite und Risiko erreicht werden.“ (4)

Der Begriff „Liquidität“ fehlt.

Dieses Fehlen des Anlagekriteriums Liquidität geht in den allermeisten Fällen an zwei wesentlichen – und berechtigten – Bedürfnissen von Sparern und Anleger/Innen vorbei, dem Bedürfnis nach Kontrolle und Handlungsfähigkeit.

Das Risiko der Nichthandelbarkeit von Geldanlagen besteht auf 2 Ebenen

Erste Ebene

Anders als vielfach vermutet ist die Liquidtät von Anlagen wie Tagesgeld, Aktien, handelbaren festverzinslichen Wertpapieren und Investmentfonds durchaus nicht immer gegeben. Gezeigt hat sich dies für sehr viele Anleger in der Vergangenheit mehrfach bei Offenen Immobilienfonds. Hier hatten viele Fonds die Anteilsrücknahme ausgesetzt. Auf normalem Weg kamen die Anleger/Innen nicht mehr an ihr Geld. Allerdings hatten sie die Möglichkeit, ihre Anteile über die Börse zu verkaufen. Nur war dies dann mit zum Teil kräftigen Verlusten verbunden. Ebenso wird immer wieder über mangelnde Liquidität bei festverzinslichen – eigentlich handelbaren – Wertpapieren (Renten) und zum Teil bei ETFs berichtet. Bisher kam man aber auch hier letztendlich immer an sein Geld, wenngleich teilweise mit hohen Verlusten( Das betraf bisher aber im wesentlichen professionelle Anleger).

Möglicherweise erklärt dies, das bei den Empfehlungen zur Diversifikation eben doch meist nur die Kriterien Rendite und Risiko betrachtet werden. Vielleicht nach dem Motto: Liquide sind die (meisten) Anlagen immer, nur das Risiko (die Verluste) ist im Zweifel höher. In der Logik von Finanzprofis ist dies zwar korrekt. Der oder die Sparer werden dies wohl anders sehen.

Zweite Ebene

Ein noch schwerwiegenderes Problem kann aber eine staatlich verordnete Illiquidität seien. Dazu gehören zum Beispiel Kapitalverkehrskontrollen oder andere denkbare Verordnungen oder Verbote. Zum Glück gab es solch schwerwiegende Eingriffe in der Bundesrepublik bisher nicht. Wohl aber in anderen Ländern (Griechenland, Zypern, Island). Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag über Kapitalverkehrskontrollen und Fat Tails.

Risikobeurteilung und Strategien

Das Risiko der fehlenden Liquidität auf der zweiten Ebene scheint uns hinsichtlich derer Auswirkungen eindeutig größer als die Risiken der ersten Ebene. Auf der ersten Ebene  lassen sich bei einer sinnvollen und durchdachten Diversifikation die Auswirkungen auf das Gesamtdepot begrenzen. Zeitnahe und tiefgehende Marktbeobachtungen ermöglichen häufig auch rechtzeitig aus potentiell liquiditätsgefährdenden Anlagen ohne größere Verluste auszusteigen.

Anders scheint dies bei dem Risiko der zweiten Ebene zu sein. Die kann theoretisch die gesamte Geldanlage oder überwiegende Teile der Geldanlagen betreffen. Während es einen hohen Rechercheeinsatz erfordert, Risiken der ersten Ebene zu entdecken, lassen sich Risiken der zweiten Ebene relativ einfach eingrenzen, in dem die Geldanlagen nicht nur in Deutschland getätigt werden, sonder zum Beispiel auch in der Schweiz, Liechtenstein und Irland. Denkbare deutsche Einschränkungen gelten natürlich nicht für andere Länder, und somit steigt die Chance auch in sehr großen Krisen handlungsfähig zu bleiben. Dabei findet sich in den genannten Ländern häufig das gleiche Spektrum an Anlagemöglichkeiten wie in Deutschland, Und dies alles zu relativ günstigen Kosten. Im Vergleich zu vielen angebotenen Depotlösungen können die Kosten zum Teil auch deutlich geringer ausfallen. Möglich sind derartige Anlagelösungen bereits ab 10.000 €. Und diese Lösungen sind vollkommen legal und bieten im Vergleich zu klassischen Depotlösungen bei deutschen Banken zusätzlich noch kleine steuerliche Vorteile. Auch wenn die Wahrscheinlichkeit für das Risiko der zweiten Ebene nicht hoch erscheint, bietet es sich von daher an, auch dieses Risiko bei der persönlichen Geldanlagestrategie zu beachten.

Haben Sie Fragen zu diesem Beitrag oder wünschen Sie eine Beratung zu Geldanlagemöglichkeiten im Ausland? Rufen sie uns an: 040-3890439-0 oder nutzen Sie unseren Kontaktbogen.

Quellen zu den Fundstellen im Internet:

(1) Exporo wiki

(2) Finanzscout24 Wissen

(3) FAZ Börsenlexikon

(4) Focus Finanzen Börse Lexikon

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